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Information für professionelle Anleger - 4.7.2025

Europäische Nebenwerte: Comeback dank Zinssenkungen und fiskalpolitischer Wende

Europäische Nebenwerte haben harte Jahre hinter sich. Doch das könnte sich ändern, denn seit Sommer 2024 hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen mehrfach gesenkt. Für Small und Mid Caps ein gutes Signal: Niedrigere Zinsen reduzieren die Fremdfinanzierungskosten und könnten europäische Nebenwerte wieder attraktiver machen.

 

 Lorenzo Carcano
Lorenzo Carcano, Co-Head Equities, Metzler Asset Management GmbH

Lieferkettenprobleme, Inflation und Zinserhöhung: Die vergangenen Jahre waren von volatilen Kapitalmärkten und großer Unsicherheit geprägt. In diesem Umfeld hatten es Small Caps schwer: Seit September 2021 hinken sie den Large Caps bei der Wertentwicklung hinterher. In den Jahren 2022 und 2023 gerieten die Nebenwerte wegen gestiegener Zinsen und der damit verbundenen Finanzierungsprobleme noch zusätzlich unter Druck. Viele Investoren, die europäische Nebenwerte lediglich als Beimischung im Portfolio hielten, wollten sich nicht dem Risiko der niedrigeren Liquidität bei gleichzeitig höherer Volatilität aussetzen – sie zogen sich zugunsten der finanziell besser aufgestellten Large Caps zurück. Auch Nebenwertefonds hatten mit Nettomittelabflüssen zu kämpfen. Doch die nun sinkenden Leitzinsen könnten zum Katalysator für die Erholung europäischer Nebenwerte werden. Das Aufholpotenzial ist enorm – und damit eine gute Einstiegsmöglichkeit für Investoren. 

Deutlicher Bewertungsabschlag

Europäische Nebenwerte sind zurzeit deut­lich günstiger bewertet als ihre größeren Pendants. Aktuell handelt es sich um den im Vergleich größten Bewertungsabschlag der vergangenen Dekaden. Historisch betrachtet ist das ungewöhnlich: Small und Mid Caps sind aufgrund ihres größeren Wachstumspotenzials normalerweise höher bewertet als Large Caps. Ein Bewertungsabschlag in der aktuellen Größenordnung übersteigt sogar das Niveau, das die Börsen in der großen Finanzkrise 2008/09 erlebt haben. Von einer Rezession in dieser Größenordnung sind wir jedoch weit entfernt.  Das deutet darauf hin, dass die Kurse in den vergangenen Jahren extremer reagiert haben als zuvor. 

Schwankungsanfällig, aber mehr Wachstumsdynamik

Dass Nebenwerte in den vergangenen Jahren schlechter performt haben, bedeutet nämlich nicht, dass sich die Unternehmen operativ schlechter entwickelt hätten. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall: Langfristig übertreffen die Gewinne kleinerer Unternehmen die der großen Konzerne und sie verzeichnen rund zwei Prozent mehr Wachstumsdynamik im Vergleich zu Large Caps. Vielmehr lässt sich die Underperformance auf ein strukturelles Merkmal der Small und Mid Caps zurückführen. Anders als Unternehmen mit hoher Marktkapitalisierung reagieren sie sensibler auf Konjunkturschwankungen und auf ein sich veränderndes Zinsumfeld. 

Rückenwind durch  Zinssenkungen

Aktuell könnte vor allem der sinkende Euro-Leitzins Small und Mid Caps Eu­ropa den Rücken stärken. Die im Sommer 2024 eingeleiteten Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) könnten der entscheidende Faktor für eine nachhaltige Erholung sein. Historische Daten zeigen, dass europäische Nebenwerte in Phasen fallender Zinsen deutlich besser abschneiden als Large Caps. Im April 2025 senkte die Notenbank den Leitzins um 25 Basispunkte auf 2,25 Prozent. Dies dürfte die Konjunktur im Euroraum ankurbeln, auch wenn derzeit noch unklar ist, wie die Zinspolitik der EZB weiter aussehen wird, aufgrund der von den USA ausgehenden wirtschaftlichen Unsicherheit. 

Deutschland und die EU  kurbeln die Wirtschaft an

Die Finanzpakete und Sondervermögen der neuen Bundesregierung könnten die Konjunktur unterstützen. Die Koalition aus CDU/CSU und SPD hat eine umfassende Lockerung der Schuldenbremse beschlossen. Verteidigungsausgaben oberhalb von 1 Prozent des BIP werden künftig von den bisherigen Restriktionen ausgenommen. Hinzu kommt ein Sondervermögen von 500 Mrd. EUR für Infrastruktur, das über zwölf Jahre hinweg wirtschaftliche Investitionen anschieben soll. 

Darüber hinaus dürfen die Bundesländer Schulden in Höhe von 0,35 Prozent des BIP aufnehmen. Gleichzeitig sollen laut Koalitionsvertrag außerdem Netzentgelte, Energiepreise sowie die Körperschaftssteuer ab 2028 sinken. Und die Bundesregierung verspricht Sonderabschreibungen für die Jahre 2025, 2026 und 2027. Weitere Maßnahmenpakete, die die Wirtschaft ankurbeln sollen, sind geplant. 

Auch die EU-Kommission will in den kommenden vier Jahren 800 Mrd. EUR für Verteidigungsausgaben bereitstellen und für Aufrüstungsvorhaben EU-Kredite in Höhe von 150 Mrd. EUR vergeben. Außerdem sollen Verteidigungsausgaben zukünftig nicht unter die strengen EU-Schulden­regeln fallen. 

Small und Mid Caps sind sehr häufig auf Marktnischen spezialisiert und dort führend. Ihr Aufholpotenzial ist enorm, und sie dürften von den deutschen und ­europäischen Wirtschaftsanreizen profitieren. Gerade Unternehmen, die in den Be­reichen Energiewende und Elektrifizierung tätig sind, dürften zu den Gewinnern des geplanten und dringend notwendigen Auf- und Ausbaus der Infrastruktur zählen. 

Auch rückt das Thema Energieeffizienz mit steigender Bautätigkeit stärker in den Fokus, entsprechend wird die Nachfrage nach intelligenten Lösungen steigen und Unternehmen beflügeln, die sich hierauf spezialisiert haben. Investoren sollten daher überlegen, ob und wo sie ihre Allokation in Nebenwerten anpassen. Einmal mehr zeigt sich, wie wichtig die gezielte Einzeltitelauswahl ist, die sich insbesondere in diesem Umfeld auszahlen dürfte.

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