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Information für professionelle Anleger - 3.7.2025

Europa im Aufbruch: Was jetzt für europäische Wachstumsaktien spricht

Neue Investitionen und ein negatives US-Sentiment könnten Wachstumsinvestoren nach ­Europa ­locken und ­europäischen Wachstumsaktien Auftrieb geben. Damit gibt es nach ­schweren Jahren mit Pandemie, Ukraine-Krieg, Energiekrise und Zinserhöhungen jetzt gute ­Voraussetzungen für eine ­Trendwende – vorausgesetzt, die Europäer nutzen die Chance. 

 

Marco Scherer
Marco Scherer, Portfoliomanagement Equities, Metzler Asset Management GmbH

In Europa sitzen viele erfolgreiche Unternehmen. Doch deren Börsenperformance lässt auf Index­ebene seit Jahren zu wünschen übrig – sodass die Anlageklasse als historisch unterbewertet gilt. Der Bewertungsabschlag, den europäische Wachstumstitel in den vergangenen Jahren vor allem gegenüber den USA hinnehmen mussten, hat die Titel auf internationalem Parkett marginalisiert: Der Anteil europäischer Wachstumswerte im MSCI World Growth liegt inzwischen unter 15 Prozent. Vor der Finanzkrise 2008/09 betrug er noch mehr als ein Drittel, vor der Corona-Pandemie 2019 lag er noch bei etwa einem Fünftel.

Darin liegt nun besonderes Potenzial: Denn eine über die Jahre immer weiter gesunkene Index-Gewichtung führte in einem sich selbst verstärkenden Prozess dazu, dass immer weniger Kapital nach Europa floss. Im Umkehrschluss haben europäische Aktien nun besonders viel Aufwärtspotenzial. Sobald unter den Investo­ren ein breites Interesse zurückkehrt, könnte eine Aufwärtsspirale in Gang kommen. 

Vertrauensverlust in die USA, Aufbruch in Europa

Dieses „Sobald“ steht vor der Tür, denn seit Jahresbeginn 2025 deutet sich eine neue Wachstumsdynamik in Europa an. Deutschlands Investitionsprogramm und die Wahl der neuen Bundesregierung stehen stellvertretend für einen neuen Aufbruch. Wenn der Kontinent sich im globalen Wettbewerb neu positioniert, könnten bald noch höhere Investitionen fließen. Ehemalige Sorgenkinder wie Portugal oder Griechenland haben sich bereits zu Musterschülern mit guten Wachstumsprognosen gemausert. 

Ende 2024 hatte das noch ganz anders ausgesehen: Da war die deutsche Regierung gescheitert, die größte europäische Volkswirtschaft wirkte handlungsunfähig, während in der Ukraine weiter Krieg tobte. Die Grundeinstellung internationaler Investoren gegen­über Europa war extrem negativ, die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten sorgte für Euphorie an den US-Märkten. Die Stimmung hat inzwischen komplett gedreht. In Europa wirken Investitionsprogramme, stabile Inflation und sinkende Zinsen als Stimmungskatalysatoren. Und in den USA strafen Investoren die erratisch handelnde US-Regierung unter Trump ab, sodass in der Vertrauenskrise Kapital abwandert. Europa bietet hier gleich auf zwei Arten Alternativen: mit neuem Wachstumspotenzial und als sicherer Hafen. 

Auffrischender Rückenwind für Europa

Als weiterer Kurstreiber für Europas Wachstumsaktien könnte die eingedämmte Inflation wirken in Kombination mit dem Leitzins, der im Euro-Raum stärker sinkt als in den USA. Niedrigere Finanzierungskosten verbessern die Gewinnrechnung von Wachstumsunternehmen besonders stark und bei den Gewinnerwartungen – dem zentralen Kriterium bei Wachstumsaktien – hat die Aufholjagd begonnen: Europas Unternehmen wachsen zwar langsamer, mit den im MSCI World Growth dominierenden US-Tech-Riesen konnten und können hiesige Wachstumswerte nicht mithalten. Aber der europäische Wachstumsindex MSCI Europe Growth konnte den Abstand zuletzt kontinuierlich verkleinern. Und während die Erwartungen ans künftige Gewinnwachstum auf globaler Ebene auf hohem Niveau stagnieren, sind sie in Eu­ropa im Jahresverlauf deutlich gestiegen. 

Europa muss seine Chancen jetzt nutzen

Wenig beachtet wächst ein weiteres zartes Pflänzchen heran: ­Europas Wirtschaftswachstum. Unser Chefvolkswirt Edgar Walk erwartet für das Jahr 2025 in der Eurozone rund 1,00 Prozent ­reales Wirtschaftswachstum. Nach 0,70 Prozent im Jahr 2024 und 0,40 Prozent im Jahr 2023 ist das noch kein Boom, aber ein klarer Aufwärtstrend. Diese Erkenntnis sickert langsam auch zur internationalen Investorengemeinschaft durch. An der Börse ist das gemeinhin der Stoff, der Kurse beflügelt.

Ob europäische Wachstumstitel ihr Kurspotenzial wirklich entfalten, wird davon abhängen, ob Europa seine Chance nutzt, unabhängiger zu werden: wirtschaftlich und in Sicherheitsfragen von den USA, mit Blick auf die Energieversorgung von Russland und als Absatzmarkt für Exportgüter von China. Dazu muss Europa vereint auftreten, die wirtschaftliche Integration vorantreiben, Bürokratie abbauen und mutig und vorausschauend investieren. Dann klappt es auch mit der Aufholjagd der europäischen Wachstumsaktien. Das niedrige Bewertungsniveau bietet jedenfalls den idealen Nährboden. 

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