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Werbeinformation der Metzler Asset Management GmbH - 9.5.2025 - Edgar Walk

Ölpreis bald bei 30 USD pro Barrel?

Ölpreis unter Druck: Warum ein Rückgang auf 30 USD pro Barrel wahrscheinlicher wird

Mein Kollege Christian Geier, Portfoliomanager für europäische Aktien, hat eine spannende Einschätzung für die Ölpreisentwicklung formuliert. Zwar erhält die US-Energiepolitik mit dem politischen Kurswechsel unter Donald Trump eine neue Richtung, doch anders als das martialische „Drill, Baby, Drill“ suggeriert, ist der tatsächliche Spielraum für eine Angebotsausweitung in den USA begrenzt – wirtschaftlich, technisch und geopolitisch.

Angebotsausweitung: Viel Wille, wenig Wirkung

Die US-Schieferölförderung befindet sich bereits nahe dem historischen Hoch. Trotz gelockerter Umweltstandards sind die Margen angesichts hoher Stahlpreise, Zölle und steigender Finanzierungskosten unter Druck. Selbst bei optimierten Genehmigungsverfahren sind keine kurzfristigen Kapazitätssprünge zu erwarten. Die Produktionskosten vieler US-Ölunternehmen liegen laut der Federal Reserve of Dallas zwischen 26 und 45 USD pro Barrel – kaum Raum für aggressive Ausweitungen in einem Umfeld rückläufiger Preise.

US-Ölproduktion auf Rekordhoch – ein Erreichen des Ziels von 15 Mio. Barrel pro Tag erscheint jedoch unwahrscheinlich
In Mio. Barrel pro Tag

Quellen: Bloomberg, Metzler; Stand 25.4.2025

Gleichzeitig drängen neue Produzenten auf den Markt. Brasilien, Guyana und Kanada steigern ihre Förderung signifikant. Auch die OPEC+ erhöht ihre Produktion – bislang moderat, aber mit wachsendem Risiko für einen Angebotsüberschuss. Der Markt droht erneut in eine Phase struktureller Überversorgung zu kippen.

Nachfrage schwächelt strukturell

Das globale Nachfragewachstum verlangsamt sich dramatisch. Laut Bank of America dürfte es 2025 nur noch 450.000 Barrel pro Tag betragen – halb so viel wie bislang angenommen. Neben einer gedämpften Weltkonjunktur – auch infolge der protektionistischen US-Handelspolitik – wirken strukturelle Faktoren: Elektromobilität, Energieeffizienz und ein beschleunigter Shift zu erneuerbaren Energien verringern die Ölintensität des Wachstums. So sind schon jetzt mehr als 50 Prozent aller zugelassenen Neuwagen in China, dem größten Automarkt der Welt, Elektroautos – Tendenz steigend.

Die geopolitische Dimension

In diesem Umfeld rückt auch die geopolitische Dimension in den Vordergrund. Ein niedriger Ölpreis trifft die geopolitischen Rivalen der USA – Russland, Iran, Venezuela – empfindlich. Ein inoffizielles strategisches Alignment zwischen Washington und Riad ist nicht auszuschließen: Saudi-Arabien verfügt über erhebliche kurzfristig abrufbare Produktionskapazitäten – rund 2 Mio. Barrel pro Tag. In der Vergangenheit hat das Königreich Ölpreisbewegungen gezielt zur Sicherung geopolitischer Interessen eingesetzt.

Das Dilemma der OPEC+: Preis versus Marktanteil

Für die OPEC+ stellt sich damit erneut die zentrale strategische Frage: Sichert man einen Mindestpreis durch Produktionsdisziplin oder verteidigt man Marktanteile durch Mengenexpansion? Derzeit zeichnet sich eine vorsichtige Kurskorrektur ab. Die Produktionskürzungen von 6 Mio. Barrel pro Tag, die seit 2022 zur Marktstabilisierung dienten (etwa 6 Prozent des Marktes), werden schrittweise zurückgenommen. Im Mai und Juni 2025 hebt das Kartell seine Förderung um jeweils 411.000 Barrel pro Tag an.

Diese Politik folgt einer doppelten Logik: Einerseits soll Druck auf Kartellmitglieder aufgebaut werden, die sich nicht an Quoten halten – insbesondere Irak und Kasachstan. Andererseits will Saudi-Arabien seine eigenen Überkapazitäten wieder monetarisieren. Doch dieser Pfad ist riskant. Wird zu schnell zu viel Öl in den Markt gegeben, droht ein Preisverfall, der die Einnahmen trotz höherer Volumina senkt. Wird hingegen zu zögerlich agiert, drohen dauerhaft schrumpfende Marktanteile – besonders gegenüber agilen Nicht-OPEC-Produzenten.

Parallelen zur Ölpreiskrise 2014–2016

Die Parallelen zur Ölpreiskrise ab 2014 sind frappierend. Auch damals versuchte Saudi-Arabien, durch hohe Produktion den US-Schieferölsektor unter Druck zu setzen. Das Ergebnis: ein Preissturz auf unter 30 USD pro Barrel, dramatische Einbrüche bei Ölaktien, und erhebliche Verwerfungen in der Förderindustrie.

Fazit: 30 USD sind kein Extremszenario, sondern ein realistisches

Die strukturelle Schwäche der Nachfrage trifft auf ein expandierendes Angebot und geopolitisch motivierte Interventionsbereitschaft. OPEC+ steht unter wachsendem Druck, entweder Marktanteile preiszugeben oder Preisstabilität aufzugeben. In diesem Umfeld ist ein Rückgang des Ölpreises auf 30 USD pro Barrel ein realistisches Szenario – in Abhängigkeit davon, wie Saudi-Arabien in den kommenden Monaten agiert.

Eurozone: Fallende Energiepreise sind Konjunkturprogramm

Der schon zu beobachtende Rückgang der Energiepreise in den vergangenen Wochen dürfte zu einem merklichen Rückgang der Inflation beitragen und damit zu einem Kaufkraftgewinn der Konsumenten. Zusätzlich könnten das Zurückrudern von US-Präsident Trump im Handelskonflikt und die neue deutsche Regierung mit ihrem ambitionierten Reformprogramm noch die Konsumentenlaune verbessern und endlich die Konsumblockade auflösen. Sollten die Energiepreise sogar noch weiter fallen, würden sich die Perspektiven weiter verbessern. Auch dürfte der Inflationsrückgang dazu beitragen, dass die EZB den Leitzins in drei weiteren Schritten bis auf 1,5 Prozent senkt.

Es ist bemerkenswert, dass die EZB in diesem Zyklus nicht wie üblich der US-Notenbank gefolgt ist, sondern schon früher und stärker den Leitzins senkte. Auch gibt es Divergenzen in der Fiskalpolitik. In den USA liegt der Fokus eher auf Sparmaßnahmen, während in der Eurozone und vor allem in Deutschland positive Impulse zu erwarten sind. Daher besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit dafür, dass die europäische Konjunktur in diesem Zyklus nicht wie üblich den USA folgt, sondern eine resiliente Eigendynamik zeigt. Vor diesem Hintergrund erwarten wir auch eine deutliche Erholung des ZEW-Index im Mai am Dienstag, nachdem er noch im April – aufgrund der Zollankündigungen von US-Präsident Donald Trump am Liberation Day – stark gefallen war. 

USA: Moderate Rezession

Die US-Notenbank senkte bisher nur sehr zögerlich den Leitzins, da sich die Inflation (Dienstag) bisher hartnäckig hoch zeigte. Die Zölle werden dabei in den kommenden Monaten zu einer Beschleunigung der Inflation beitragen, wobei derzeit schwer abzuschätzen ist, wie stark der inflationäre Impuls tatsächlich ausfallen wird. In diesem Umfeld dürfte es der US-Notenbank schwerfallen, den Leitzins zu senken. Die Voraussetzung für eine Leitzinssenkung wäre ein deutlicher Anstieg der Arbeitslosenquote. Viele Geschäftsklimaindizes wie der NFIB-Index (Dienstag), der Philadelphia Fed Index und der New York Fed Index (jeweils Donnerstag) verzeichneten zuletzt deutliche Rückgänge und signalisierten damit eine moderate Rezession. Die absehbare zyklische Schwäche der US-Wirtschaft wird sicherlich den Arbeitsmarkt belasten. Die erheblich verringerte Zuwanderung und die Abschiebungen werden jedoch dagegenwirken. Vor diesem Hintergrund könnte nur ein geringer Anstieg der Arbeitslosenquote bis Jahresende zu erwarten sein. Wir rechnen mit einem Anstieg auf nur 4,5 Prozent – von derzeit 4,2 Prozent. Vor diesem Hintergrund erwarten wir 2025 keine Leitzinssenkung der US-Notenbank.      

Grundsätzlich wirken derzeit folgende Faktoren auf die US-Wirtschaft:

  • Steigenden Preise infolge der Zölle reduzieren die Kaufkraft
  • Erheblich gestiegene Unsicherheit dämpft die Investitionslaune
  • Hohe Leitzinsen bieten kaum einen positiven Konjunkturimpuls
  • Fallenden Aktienkurse verringern den Vermögenseffekt und damit die Konsumlaune
  • Verschärfte Einwanderungspolitik könnte die verfügbaren Arbeitskräfte reduzieren
  • Die Fiskalpolitik wirkt neutral und könnte bei Sparmaßnahmen sogar bremsend wirken
  • Die fallenden Energiepreise wirken neutral, da die Konsumenten profitieren, die Produzenten aber verlieren
  • Anhaltend positiv wirkt der KI-Boom mit ungewöhnlich hohen Investitionsausgaben der Unternehmen
  • Anhaltend positiv wirkt die Anwendung von KI auf die Produktivität.
Edgar Walk
Edgar Walk

Chefvolkswirt , Metzler Asset Management

Edgar Walk arbeitet seit 2000 bei Metzler. Als Chefvolkswirt im Bereich Asset Management ist er für die volkswirtschaftlichen Prognosen verantwortlich. Aufgrund seiner engen Zusammenarbeit mit dem Portfoliomanagement liegt sein Fokus neben der volkswirtschaftlichen Analyse verstärkt auf Kapitalmarktthemen. Vor seiner Anstellung bei Metzler studierte Herr Walk in Tübingen Volkswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Regionalstudien Ostasien und Japan. Zur Vertiefung seiner Studien verbrachte er ein Auslandssemester an der Doshisha-Universität in Kyoto (Japan). Am Institut für Weltwirtschaft in Kiel absolvierte er anschließend den Aufbaustudiengang „Advanced Studies in International Economic Policy Research“.

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